Pflege und Umgang mit Parkinson Syndrom

Das Parkinson Syndrom ist eine degenerative Erkrankung des Nervensystems.

Die Erkrankung beeinflusst willkürliche Bewegungsabläufe und ruft unwillkürliche Bewegungsabläufe hervor. Umgangssprachlich wird die Erkrankung daher auch „Schüttellähmung“ oder „Schüttelkrankheit“ genannt.

Durch die Vielzahl von Einschränkungen tritt häufig eine zunehmende Pflegebedürftigkeit ein.

Kontaktieren Sie mich gerne, wenn Sie Unterstützung bei der Antragstellung eines Pflegegrads (veraltet: Pflegestufe) und damit auf Leistungen der Pflegeversicherung benötigen.

Gut zu wissen: auch für Menschen ohne Pflegegrad bzw. deren Pflegepersonen gibt es kostenlose Pflegekurse und individuelle Schulungen. Mehr Informationen dazu finden Sie HIER.

 

Typische Symptome

Typisch für das Parkinson-Syndrom ist eine Trias aus Muskelsteifigkeit (Rigor), einer deutlichen Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese) bis zur Bewegungsarmut (Hypokinese bzw. Akinese) und ein Zittern in Ruhe (Tremor).

Die Muskelsteifigkeit kommt aufgrund einer Steigerung des Muskeltonus zustande und führt häufig auch zu Muskelschmerzen. Zu beobachten sind Beugungen in Rumpf und Nacken, den Knien und in den Ellenbogen, was eine typische vornübergebeugte Körperhaltung verursacht. Ganz typisch ist das sogenannte Zahnradphänomen: werden Gelenke passiv bewegt, lässt der Widerstand rhythmisch nach, so dass der Eindruck entsteht, die Bewegung laufe über ein Zahnrad.

Die Bewegungsarmut zeigt sich durch eine verminderte Mimik („Maskengesicht“), leisem, monotonen und undeutlichem Sprechen, verzögertem Schlucken (dadurch entsteht der Eindruck von vermehrtem Speichelfluss), dem Fehlen von typischen Bewegungsmustern (die Arme pendeln beim Gehen nicht mit), dem Nachlassen der Handgeschicklichkeit mit Verkleinerung des Schriftbilds und einem kleinschrittigen, schlurfendem Gangbild („trippeln“).

Der Ruhetremor ist grobschlägig und recht langsam – vor allem sind die Hände betroffen. Meist nimmt er bei Bewegung an. Häufig wird er auch als „Münzenzähler- oder Pillendrehertremor“ bezeichnet.

Weiterhin ist eine Instabilität der aufrechten Körperhaltung typisch bedingt durch die Beeinträchtigung der Stellreflexe. Die sonst üblichen schnellen Ausgleichsbewegungen laufen verzögert ab. Daher kommt es zu Gang- und Standunsicherheiten („Trippeln“) und führt bei den Betroffenen oft zu einer Angst vor Stürzen. Schwierigkeiten bestehen auch oft beim Starten und Stoppen einer Bewegung (Losgehen/Stehenbleiben), was ebenfalls zu einem erhöhten Sturzrisiko führt.

Durch diese Symptomatik können die Treppen im Haus zu einem gefährlichen Bereich werden oder sogar zu einem unüberwindbaren Hindernis. Sicherheit vor Treppenstürzen kann der Einbau eines Treppenlifts geben.

Für den Fall der Fälle kann auch die Anschaffung eines Hausnotrufs eine gewisse Sicherheit geben, im Fall eines Sturzes schnell Hilfe rufen zu können.

Auch der Einstieg in die Badewanne oder in die hohe Duschwanne kann erschwert bis unmöglich sein. Hier kann durch einen „kleinen Umbau“ der Wanne zur Dusche schon Abhilfe geschaffen werden, wobei nicht das ganze Bad umgebaut werden muss.

Außer diesen typischen Kardinalssymptomen gibt es folgende weitere Erkrankungszeichen:

Vegetative Störungen

  • Durch übermäßige Tagproduktion entsteht ein sogenanntes Salbengesicht („wie frisch eingecremt“)
  • Blasenfunktionsstörungen können auftreten. Auffällig ist ein plötzlicher und starker Harndrang bei kleinen Füllmengen der Blase (Pollakisurie). Auch Blasenentleerungsstörungen können auftreten.
  • Ebenso kann der Magen-Darm-Trakt betroffen sein, was sich sowohl durch Durchfall als auch durch Verstopfungen zeigen kann. Hier ist vor allem bei der Medikamentengabe Vorsicht geboten, da Durchfall zu einer Unterdosierung und Verstopfung zur Überdosierung führen kann.

Hilfreich können hier im Zusammenhang mit Inkontinenz Pflegehilfsmittel zum Verbrauch sein. Diese umfassen Einweghandschuhe, Bettschutzauflagen, Desinfektionsmittel, etc.

  • Im Rahmen von Temperaturregulationsstörungen ist starkes Schwitzen typisch, das vor allem nachts auftritt

Sensible Störungen

  • Störungen des Geruchssinns
  • Parästhesien („Kribbeln, Ameisenlaufen, Taubheitsgefühle“)
  • Muskel- und Gelenkschmerzen

Psychische Veränderungen

  • Eine gedrückte Stimmung, Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmung
  • Überempfindlichkeit, Gereiztheit
  • Verlangsamung der Denkabläufe (das inhaltliche Verstehen ist dabei nicht beeinträchtigt)
  • Schwierigkeiten bei der Einschätzung von Geschwindigkeit und Entfernung (Straßenverkehr!)
  • Sinnestäuschungen, z.B. Halluzinationen mit zum Teil Angst- oder Panikreaktionen
  • Parkinson-Demenz

Besondere Probleme

  • Das sogenannte „On-off-Phänomen“ zeigt sich durch stark wechselhafte Beweglichkeit und erinnert an einen Schalter, den man an- bzw. ausschaltet, woher sich die Bezeichnung ableitet.
  • Das „Freezing“, das sich durch plötzlich auftretende Gehblockaden äußert.
  • Eine „End-of-dose-Akinesie“, bei der die Beweglichkeit kurz vor der nächsten Medikamentengabe nachlässt.

 

Maßnahmen – was kann man als Pflegeperson / Angehörige tun?

Grundsätzlich sollte versucht werden, die Selbständigkeit des Betroffenen zu erhalten und genau dazu zu motivieren, ohne zu bevormunden.

Bei Parkinson ist ein wichtiger Faktor die Zeit. Die krankheitsbedingte Langsamkeit sollte akzeptiert und in den Alltag eingeplant werden, um stressige Momente zu vermeiden.

Bewegungsblockaden lassen sich eventuell lösen, wenn ein Kommando abgesprochen wird („eins, zwei, los“), ein Takt gegeben wird, zum Takt von Musik bewegt wird oder die Bewegung vorher abgesprochen wird.

Hilfreich kann es zudem sein, wenn der Betroffene sich auf einen bestimmten Punkt am Boden konzentriert und versucht, diesen in einem „Storchengang“ zu übersteigen, in dem er die Füße bewusst „hochreißt“. Ein weiterer Trick kann es sein, einen Schritt zur Seite zu machen, oder zuerst auf der Stelle zu treten. Ein Anti-Freezing-Stock kann hier ein geeignetes Hilfsmittel sein.

Legen Sie Ruhepausen ein, wenn es nötig ist und berücksichtigen Sie tagesformabhängige Leistungsschwankungen.

Wenn das Schriftbild sich verändert oder die Sprache beeinträchtigt ist, trainieren Sie mit täglichen Schreibübungen bzw. Sprachübungen (ggf. Logopädie einbinden).

Tragen Sie sicheres Schuhwerk, um Stürze zu vermeiden. Konzentrieren Sie sich darauf, dass die Fersen beim Gehen den Boden berühren und die Füße abrollen. Sie sollten kein „schlurfendes“ Gangbild haben und auch kein „Trippeln“ Beim Umdrehen kann ein Bogen gelaufen werden anstatt viele kleine Schritte auf der Stelle, um ein sicheres Gangbild zu bewahren.

Sollten z.B. durch das Zittern beim Essen und Trinken Schwierigkeiten auftreten, können spezielle Hilfsmittel wie Besteck mit dicken Griffen, Antirutschmatten, Teller mit hohem Rand eingesetzt werden.

Die Beweglichkeit kann durch Sport gefördert werden. Beim Nordic Walking werden die Arme automatisch in die natürliche Pendelbewegung einbezogen, die krankheitsbedingt eher nachlässt.

Verwendete Quellen/Literatur:

 

I care – Pflege. 1. Auflage. Georg Thieme Verlag Stuttgart 2015

Pflege Heute. 7. Auflage. Urban & Fischer in Elsevier 2019

Bundesministerium für Bildung und Forschung: Demenz bei Parkinson-Erkrankten besser erkennen und verhindern.

Alle Angaben sind ohne Gewähr. Die Informationen dieser Internetseiten wurden sorgfältig recherchiert. Trotzdem kann keine Haftung für die Richtigkeit der gemachten Angaben übernommen werden.

 

Beachten Sie, dass dieser Artikel lediglich Tipps und Hinweise vermittelt. In keinem Fall ersetzt dieser die Anordnungen, Anweisungen oder die Konsultation von z.B. (Fach-) Ärzten, Therapeuten oder anderer Fachkräfte.