Sturz & Sturzprophylaxe

Was ist ein Sturz?

Das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) definiert im Expertenstandard Sturzprophylaxe: „Ein Sturz ist ein Ereignis, bei dem der Betroffene unbeabsichtigt auf dem Boden oder auf einer anderen tieferen Ebene aufkommt.“

Grundsätzlich hat jeder Mensch ein Risiko, zu stürzen. Jedoch kann er im Normalfall in entsprechenden Risikosituationen seine Balance zurückgewinnen oder sich schnell festhalten. Dies setzt aber voraus, dass eben diese körperlichen Funktionen vorhanden sind. Die Menschen, die diese Fähigkeiten ganz oder teilweise verloren haben, gelten als sturzgefährdet – insbesondere ältere Menschen.

Sturzfolgen können Hämatome und Prellungen, Knochenbrüche (vor allem Oberschenkelhals, Oberarm, Schulter) und Kopfverletzungen sein. Daher gelten Stürze als häufige Ursache für Pflegebedürftigkeit.

Risikofaktoren / Sturzursachen

Sturzursachen, die in der Person begründet sind:

  • Beeinträchtigung von sensomotorischen Funktionen und/oder der Balance
  • Gangunsicherheit, eingeschränkte Beweglichkeit, Gleichgewichtsstörungen
  • Gangbildstörungen, z.B. bei Parkinson
  • Sturzangst, evtl. Stürze in der Vorgeschichte
  • Kognitive Beeinträchtigungen, z.B. bei Demenz
  • Depression
  • Inkontinenz
  • Sehbeeinträchtigungen

Medikamentenbezogene Sturzursachen:

  • Antihypertensiva („Blutdrucksenker“)
  • Diuretika („Wassertabletten“)
  • Sedativa / Hypnotika („Schlaf- oder Beruhigungsmedikamente“)
  • Polypharmazie (Einnahme von mehreren verschiedenen Medikamenten)

Umgebungsbezogene Sturzursachen:

  • Es wird kein adäquates Schuhwerk getragen
  • Nicht adäquat gewählte Kleidung (zu groß, zu eng)
  • Hilfsmittel sind nicht korrekt angepasst (z.B. der Rollator ist falsch eingestellt)
  • Stolperfallen in der Wohnumgebung (z.B. Kabel, lose Teppiche, hohe Türschwellen, Hindernisse auf dem Boden, Treppenstufen)
  • Lichtverhältnisse (z.B. zu dunkel oder zu hell)
  • Witterungsbedingungen (z.B. Regen, Glatteis)

 

Maßnahmen zur Sturzvermeidung / Sturzprävention

  • Festes, geschlossenes Schuhwerk (ggf. „Stoppersocken“) und bequeme, passende Kleidung tragen
  • Hilfsmittel verwenden, ggf. anpassen lassen (dazu zählen neben den Mobilitätshilfsmitteln auch Seh- oder Hörhilfen)
  • Bremsen von Rollator, Rollstuhl, etc. feststellen
  • Für eine adäquate Beleuchtung sorgen (z.B. durch ein Nachtlicht) bzw. unsichere Gänge begleiten
  • Stolperfallen beseitigen, bei Treppen empfiehlt sich evtl. das Anbringen eines zweiten Handlaufs oder der Einbau eines Treppenlifts
  • Veränderungen im Wohnraum morgens vornehmen, so dass der Betroffene sich bis zur Nacht auf die Umgebung einstellen kann
  • Wichtige Gegenstände und Hilfsmittel in Reichweite platzieren, z.B. das Telefon, Gehhilfe. Insbesondere bei alleinlebenden sturzgefährdeten Personen empfiehlt sich die Anschaffung eines Hausnotrufs
  • Im Badezimmer sollten rutschfeste Unterlagen verwendet werden. Oft sind Haltegriffe bereits vorhanden oder können nachträglich angebracht werden. Ggf. ist der Umbau des Bads ratsam, um den Ein-/Ausstieg in die Wanne oder Dusche zu erleichtern
  • Sprechen Sie bei unerwünschten Arzneimittelwirkungen oder der Einnahme vieler Medikamente Ihren behandelnden Arzt an
  • Sprechen Sie offen darüber, wenn bereits ein (oder mehrere) Sturz stattgefunden hat, auch wenn dieser ohne Verletzungen ablief
  • Erhalt von Beweglichkeit, Kraft und Balance durch Bewegungsübungen, ggf. Physiotherapie

 

Hinweis:

Wenn ein Pflegegrad vorliegt, können Hilfsmittel durch die Pflegekasse bezahlt bzw. bezuschusst werden ebenso wie Umbaumaßnahmen oder der Einbau eines Treppenlifts im Rahmen von wohnumfeldverbessernden Maßnahmen.

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Verwendete Quellen/Literatur:

Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege, Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP), 2013

I care – Pflege. 1. Auflage. Georg Thieme Verlag Stuttgart 2015

Pflege Heute. 7. Auflage. Urban & Fischer in Elsevier 2019

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Beachten Sie, dass dieser Artikel lediglich Tipps und Hinweise vermittelt. In keinem Fall ersetzt dieser die Anordnungen, Anweisungen oder die Konsultation von z.B. (Fach-) Ärzten, Therapeuten oder anderer Fachkräfte.